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Band 13 (1) (2018) - 40 Jahre M.E.G.

Band 13, Heft 1, September 2018, 128 Seiten

der Zeitschrift  Hypnose – Zeitschrift für Hypnose und Hypnotherapie  (Hypnose-ZHH)

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Inhaltsangabe

  • Burkhard Peter
    40 Jahre M.E.G.: Kommt jetzt die Midlifecrisis? Zum Schizotypie- und Laien-Problem der Hypnose
  • Dirk Revenstorf
    Digitalisierung: Der Ausverkauf der Psychotherapie?
  • Bernhard Trenkle
    Rückblicke und Reflektionen zu 40 Jahre MEG aus der Sicht eines Psychologen und Wirtschaftswissenschaftlers
  • Liz Lorenz-Wallacher
    Konkrete Utopien: Vom Prinzip Hoffnung, dem Mut, über den Tellerrand zu schauen, und der Freude, Neues zu wagen
  • Ulrike Halsband und Thomas Gerhard Wolf
    Funktionelle Veränderungen der Hirnaktivität nach Hypnose bei Patienten mit Dentalphobie
  • Pierre Janet
    Mitteilung einiger Phänomene des Somnambulismus (1885)
  • Anthony D. Kauders
    Bürgerlichkeit und Antisemitismus. Kontinuitäten und Zäsuren in der Rezeption der Psychoanalyse, 1926-1960
  • Milton Erikson Preis der M.E.G. im Jahre 2018 an Wilhelm Gerl

 


Band 13 (2) (2018) - Trauma. Ursachen und Behandlung 

Band 13, Heft 2, Oktober 2018, 272 Seiten

der Zeitschrift  Hypnose – Zeitschrift für Hypnose und Hypnotherapie  (Hypnose-ZHH)

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Inhaltsangabe

  • Claudia Wilhelm-Gößling
    Traumafolgen überwinden – Methoden effektiver Traumatherapie
  • Arreed Barabasz, Marianne Barabasz, Ciara Christensen, Brian French und John G. Watkins
    Effektivität einer einzigen Sitzung in abreaktiver Ego State Therapie von kampfhandlungsbedingten und posttraumatischen Belastungsstörungen (PTB) sowie akuten Belastungsreaktionen (ABR)
  • Burkhard Peter
    Hypnotherapie bei Posttraumatischer Belastungsstörung vom Typ 1
  • Pierre Janet
    „Les Possessions“. Der Fall „Marie“ (1889) als frühes Beispiel einer „imaginativen Überschreibung“ unter Hypnose
  • Katharina Tigges-Limmer, Yvonne Winkler, Yvonne Brocks und Jan Gummert
    Prophylaxe und Behandlung von Traumatisierungen im Akutkrankenhaus
  • Kai Fritzsche
    Grenzerfahrungen, Grenzübergänge, überwundene Grenzen. Mit Ego-State-Therapie von der Dissoziation zur Integration
  • Miriam Gebhardt
    Beschämenmdes Erbe. Die Vergewaltigung der westlichen Alliierten nach Kriegsende in Deutschland
  • Ibrahim Özkan, Maria Ott, Alexander Strecker, Johanna Oppermann und Leonie Falke
    Das Eigene und das Fremde in der transkulturellen Begegnung – Die Natürlichkeit der Befremdung
  • Burkhard Peter, Eva Böbel, Maria Hagl, Mario Richter und Miguel Kazén
    Unterschiede in den Persönlichkeitsstilen von psychotherapeutisch Tätigen in Deutschland, Österreich und der Schweiz in Abhängigkeit vom psychotherapeutischen Verfahren und der Verwendung von Hypnose
  • Maria Hagl
    Studien zur Wirksamkeit von Klinischer Hypnose und Hypnotherapie im Jahr 2017
  • Rupert Reichart
    „Die angenehme Reise kommt sicher zu einem guten Ergebnis.“ Operativer Eingriff für eine tiefe Hirnstimulation in hypnotischer Begleitung. Ein Fallbericht
  • Ernil Hansen und Nina Zech
    Der Frucht-Cocktail – Schädelaufbohren ohne Sedierung, ein Fall aus einer Serie von Tiefer Hirnstimulation
  • Hansjörg Ebell
    Kommentar zu den Fallberichten
  • Alexander von Delhaes
    Requisiten der Hypnose

 


Abstracts

Burkhard Peter

40 Jahre M.E.G.: Kommt jetzt die Midlifecrisis? – Zum Schizotypie- und Laien-Problem der Hypnose

Hypnose-ZHH, 2018, 13(1), 5-28

Nach Darstellung der Erfolge, welche die M.E.G. bzw. ihre verantwortlichen (Vorstands-) Mitglieder in den letzten 40 Jahren erreicht haben, wird die geringe Akzeptanz der Hypnose und Hypnotherapie in der Wissenschaft wie auch in der Medizin beklagt. Als möglicher Grund hierfür wird die Esoterik-Nähe der Hypnose postuliert. Diese These wird mit Belegen aus der Geschichte der Hypnose sowie mit aktuellen Daten zum schizotypischen Persönlichkeitsstil derjenigen, die sich speziell für Hypnose interessieren, untermauert. Als Folgerungen hieraus werden genannt und diskutiert: (1) Mehr wissenschaftliche Forschung, (2) ein sorgsamer Umgang bzw. eine präzisere Definition des Begriffs Hypnose und (3) eine klare Abgrenzung zur Laienhypnose.

 

Dirk Revenstorf

Digitalisierung: Der Ausverkauf der Psychotherapie?

Hypnose-ZHH 2018, 13(1), 29-46

Hypnose ist ein Zugang zu mentalen Prozessen jenseits von Sprache und Alltagsrationalität. Sie bedient sich innerer Bilderwelten und mobilisiert auf prälogischen Wegen Ressourcen, die Menschen aus ihren affektlogischen Sackgassen und schmerzlichen Engpässen herausführen. Nichts ist zeitgemäßer, als dafür die digitalen Medien zu nutzen. Das geht von Selbsthilfe-Downloads und Email-Kommunikation über Online Foren und Echtzeit-Video-Interaktion bis zu digital gesteuerten virtuellen und augmentierte Realitäten. Letztere nutzen die suggestive Wirkung audiovisueller Inszenierungen, in denen sich der Patient quasireal erlebt. Anwendungen zu Schmerz, Trauma, Depression und Ängsten sowie zu diagnostischen Zwecken sind bereits erprobt. Und schließlich kann die Hypnose selbst als virtueller Raum inszeniert werden, in den einzutauchen auch weniger suggestiblen Personen möglich wird. Ein Spannungsfeld zwischen McDonaldisierung und Inception. Wird der Therapeut dabei überflüssig? Und der Patient zum gläsernen und algorithmisch in der cloud verwalteten Forschungsobjekt?

Bernhard Trenkle

Rückblicke und Reflektionen zu 40 Jahre MEG aus der Sicht eines Psychologen und Wirtschaftswissenschaftlers

Hypnose-ZHH 2018, 13(1), 47-62

Die MEG ist eine der erfolgreichsten und mitgliederstärksten Hypnose-Fachgesellschaften in der Welt. Ein Jubiläum ist Anlass, diese Erfolgsgeschichte zu analysieren. Dabei werden Konzepte aus den Wirtschaftswissenschaften genutzt. Das Modell einer arbeiterselbstverwalteten Marktwirtschaft im früheren Jugoslawien dient als Grundlage, um die Entwicklung der MEG zu reflektieren. Der Autor diskutiert an Hand einiger Regeln und Beschlüsse der MEG die These, dass es in einer Gesellschaft sinnvoll ist, die Regeln so zu definieren, dass das egoistische Interesse einzelner Mitglieder zum Wohle der Gesellschaft utilisiert wird. Darüber hinaus werden in einem Rückblick Mitglieder des Verbandes mit ihren Beiträgen gewürdigt, die einen Teil der Erfolgsgeschichte geschrieben haben.

Liz Lorenz-Wallacher

Konkrete Utopien: Vom Prinzip Hoffnung, dem Mut, über den Tellerrand zu schauen, und der Freude, Neues zu wagen

Hypnose-ZHH 2018, 13(1), 63-71

Anhand des Begriffes der „Konkreten Utopie“ des Philosophen Ernst Bloch werden Parallelen zu Ericksons Werk aufgezeigt, vor allem zu seinem Menschenbild und der daraus resultierenden Grundhaltung nicht nur gegenüber seinen Patienten. Historisch gesehen wandte sich Ernst Bloch damals gegen eine Verallgemeinerung der marxistischen Utopiekritik und einer damit verbundenen Abwertung sämtlicher Utopien. Im Gegenzug dazu wollte er aufzeigen, wie wertvoll und wichtig die Vielfalt des Utopischen ist. In diesem Sinne war Erickson ein echter „Konkreter Utopist“. Wie oft hat er bei seinen Patienten Hoffnung entfacht und ihnen dabei geholfen, zunächst utopisch erscheinende Fähigkeiten und Möglichkeiten konkret werden zu lassen. Wie schön, dass sich dieser Geist auch in der Geschichte und den Aktivitäten der MEG immer wieder neu manifestiert.

Ulrike Halsband & Thomas Gerhard Wolf

Funktionelle Veränderungen der Hirnaktivität nach Hypnose bei Patienten mit Dentalphobie

Hypnose-ZHH 2017, 13(1), 73-84

Viele Menschen zeigen eine Art Besorgnis oder Angst, wenn Ihnen eine Zahnbehandlung bevorsteht. Patienten mit Dentalphobie (DP) leiden jedoch unter einer unverhältnismäßigen Angst vor (invasiven) Zahnbehandlungen, die durch die Schwere ihrer psychischen und physiologischen Symptome gekennzeichnet ist. DP berichten oft über traumatische Erfahrungen, die durch frühere Zahnbehandlungen verursacht wurden. Der phobische Reiz wird vermieden. Dies macht eine Zahnbehandlung schwierig oder sogar unmöglich. Zahnärztliche Hypnose ist eine effektive psychologische Intervention, die adjuvant oder anstelle von Sedierung oder Allgemeinanästhetika eingesetzt werden kann, da eine starke Medikation häufig mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden ist.

Dies ist die erste Studie, die die Auswirkungen einer kurzen zahnärztlichen Hypnose auf die angstverarbeitenden Strukturen des Gehirns in der zahnärztlichen Phobie mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) untersucht. 12 Dentalphobiker (DP, Mittelwert 34,9 Jahre) und 12 gesunden Kontrollpersonen (CO, Mittelwert 33,2 Jahre) wurden mit einem 3 T MRT Ganzkörper-Scanner gescannt, der Veränderungen der Hirnaktivität nach einer kurzen hypnotischen Intervention beobachtet. Eine fMRT-Ereignis-bezogene Design-Symptom-Provokationsaufgabe, die animierte audiovisuelle pseudorandomisierte starke phobische Stimuli verwendet, wurde präsentiert, um die ängstlichen Reaktionen während des Scannens zu maximieren. Kontrollvideos zeigten die Verwendung bekannter elektronischer Haushaltsgeräte.

In der DP-Gruppe wurden die Haupteffekte des Angstzustands in der linken Amygdala und bilateral im anterioren cingulären Cortex (ACC), Insula und Hippocampus (R<L) gefunden. Während der Hypnose zeigten DP eine signifikant reduzierte Aktivierung in all diesen Bereichen. Reduzierte neuronale Aktivitätsmuster wurden auch in der Kontrollgruppe gefunden. Bei den beiden Versuchsbedingungen wurde bei gesunden Probanden keine Amygdala-Aktivierung festgestellt. Im Vergleich zu DP zeigten die CO weniger beidseitige Aktivierung in der Insula und ACC im Wachzustand.

Die Ergebnisse zeigen, dass angstauslösende Reize in der Zahnarztpraxis unter Hypnose wirksam reduziert werden können. Hypnose bietet Vorteile für Dentalphobiker wie auch für gesunde Probanden. Die Studie belegt wissenschaftliche Evidenz dafür, dass Hypnose eine leistungsstarke und erfolgreiche Methode ist, um die Reaktion der Strukturen des Angstkreislaufs zu hemmen und sich an unangenehme Erfahrungen zu erinnern.

Pierre Janet

Mitteilung einiger Phänomene des Somnambulismus (1885)

Hypnose-ZHH 2018, 13(1), 85-95

Dies ist der erste von acht Artikeln zwischen 1885 und 1888 (eigentlich sind es nur 6, denn die beiden ersten wurden in einer anderen Zeitschrift nur abgedruckt), in denen Pierre Janet (1859-1947) seine Beobachtungen an einer Versuchsperson beschrieb, die im somnambulen Zustand außergewöhnliche Phänomene zeigte, insbesondere ihre Beeinflussbarkeit durch „Hypnose aus der Ferne“. Bei dem vorliegenden Fall der Madam B. handelt es sich um jene „Léonie“ [Leboulanger, 1837–190?], die von Ellenberger (1985, S. 458) erwähnt wird. Bald distanzierte sich Janet jedoch von den Schlussfolgerungen, die er und andere (z.B. Charles Richet und Henri-Étienne Beaunis, deren Artikel im nächstjährigen Heft von Hypnose-ZHH 2019 abgedruckt werden) aus diesen Beobachtungen zogen, weil er den experimentellen Ansatz zur Untersuchung dieser „para-bzw. meta-psychologischen“ Phänomene als nicht mehr wissenschaftlich anerkennen konnte. Schon in seiner philosophischen („L' Automatisme psychologique“; Janet, 1888) und dann auch in seiner medizinische Dissertation (Janet, 1894) erwähnt er diese „Jugendsünden“ nicht mehr. Evrard, Pratte und Cardeña (2018) führen das u.a. auf sein Bemühen zurück, in der wissenschaftlichen Orthodoxie Fuß zu fassen und dort respektable Positionen zu erreichen, z.B. am Collège de France und an der Sorbonne. In den USA und den Niederlanden (leider nicht in den deutschsprachigen Ländern) steht Janet in seiner Bedeutung gleichberechtigt neben Sigmund Freud. Seine Arbeiten bilden u.a. die Grundlage der heutigen Traumatherapien, ebenso der jüngsten verhaltenstherapeutischen Technik des „imaginativen Überschreibens“ (siehe seine Fallbeschreibung der „Marie“ im Heft 2 dieser Zeitschrift Hypnose-ZHH 2018). (B. Peter)

Schlüsselwörter: Pierre Janet, Léonie, Somnambulismus, Hypnose aus der Ferne

Anthony D. Kauders

Bürgerlichkeit und Antisemitismus. Kontinuitäten und Zäsuren in der Rezeption der Psychoanalyse, 1926-1960

Hypnose-ZHH 2018, 13(1), 97-117

Die Reaktionen auf Freud erlauben es uns, Vermutungen darüber anzustellen, wie Deutsche über Sexualität, das Unbewusste, die Autonomie, das Ich nachdachten. Mehr noch: Anhand der Freud-Rezeption können wir die Leitund Menschenbilder, die Ideale und Utopien, die Ängste und Hoffnungen einer Gesellschaft erforschen. Der Zeitraum von 1926 bis 1960 ist in diesem Zusammenhang besonders aufschlussreich. Psychologen, Psychiater, Theologen und Philosophen rückten in den 1920er Jahren von einem Denken ab, das sie als mechanistisch, positivistisch und materialistisch bezeichneten, und bewegten sich auf ein Denken zu, das sie als romantisch, idealistisch und deutsch empfanden. Im Jahr 1933 konnten sich viele darauf einigen, dass der Weimarer »Rationalismus« – verstanden als ein Übermaß an Bürgerlichkeit – nicht mehr zeitgemäß sei. Diese antibürgerliche Haltung bezogen sie auch auf die Psychoanalyse. Ihre Gegenüberstellung von Freudscher bürgerlicher Rationalität versus antibürgerlicher Emotionalität wurde im Nationalsozialismus noch erweitert um die Frontstellung einer jüdischen gegen eine deutsche Psychoanalyse. Der Aufsatz wird diese Entwicklungen nachzeichnen sowie die Kontinuitätslinien in der Bundesrepublik herausarbeiten.

Claudia Wilhelm-Gößling

Traumafolgen überwinden – Methoden effektiver Traumatherapie

Hypnose-ZHH 2018, 13(2), 7-35

Vorgestellt werden Konzepte und Behandlungstechniken moderner, wissenschaftlich evaluierter Traumatherapie. Eine durch Metaanalysen belegte Wirksamkeit auf posttraumatische Symptome mit durchschnittlichen Effektstärken von d>1 besteht für traumafokussierte KVT, Exposition, EMDR sowie neuerdings auch für Hypnotherapie. Als empirisch belegt gilt, dass ein die Besonderheiten der Traumphysiologie aufgreifendes trauma-fokussiertes Vorgehen erforderlich ist, um eine Integration der Trauma-Erinnerungen und damit eine nachhaltige Reduktion der posttraumatischen Symptomatik zu erreichen. Gleichzeitig sind die allgemeinen Wirkfaktoren von Psychotherapie gültig. Eine darüber hinausgehende spezielle „Schonung“ von Traumapatient*innen ist nicht angezeigt. Besondere Bedeutung haben Interventionen mit hoher Transparenz, die Informationen vermitteln, ermutigen, die Fähigkeit zur Selbstkontrolle verbessern und somit der traumatischen Situation diametral entgegenwirken. Generell empfiehlt sich ein ressourcenstärkendes, an individuellen Fähigkeiten und Zielen orientiertes Vorgehen. Im Falle entwicklungsbezogener Kindheitstraumata können hypnotherapeutischimaginative Techniken die häufig vorliegende ich-strukturelle Schwäche (gem. OPD-2, Achse IV) ausgleichen. Durch eine Fallvignette wird das hypnotherapeutische Vorgehen illustriert, in dem bereits durch indirekte, ressourcenstärkende Vorgehensweise eine Integration traumatischer Erinnerungen gefördert wird.

Arreed Barabasz, Marianne Barabasz, Ciara Christensen, Brian French und John G. Watkins

Hypnose-ZHH 2018, 13(2), 37-55

Effektivität einer einzigen Sitzung in abreaktiver Ego State Therapie von kampfhandlungsbedingten und posttraumatischen Störungen (PTB) sowie akuten Belastungsreaktionen (ABR)

36 Patienten, welche die Kriterien des DSM-IV-TR und der PTBCheckliste (PCL) erfüllten, wurden entweder einer 5- bis 6-stündigen manualisierten abreaktiven Ego State Therapie (EST) oder einer ebenso langen Placebo Einzel-Sitzung unterzogen. Die EST stützt sich auf wiederholtes, hypnotisch aktiviertes abreaktives „Wieder-Erleben“ der traumatischen Erfahrung in Kombination mit Ich-Stärkung durch den Therapeuten. Sowohl die Placebo Gruppe als auch die EST-Behandlungsgruppe zeigte unmittelbar nach der Behandlung eine signifikante Abnahme der PTB-Werte (Placebo-Gruppe im Durchschnitt 17.34 Punkte; EST durchschnittlich 53.11 Punkte). Allerdings hielten lediglich die EST-Patienten in den Follow-ups nach 4 bzw. 16-18 Wochen einen signifikanten Behandlungseffekt aufrecht. Die abreaktive EST scheint eine effektive Behandlung von Dauer bei PTB einschließlich kampfhandlungsbedingter und akuter Belastungsreaktionen zu sein.

Burkhard Peter

Hypnotherapie bei Posttraumatischer Belastungsstörung vom Typ 1

Hypnose-ZHH 2018, 13(2), 57-80

Nach einem kurzen geschichtlichen Überblick mit Bezug auf klinische und Forschungsliteratur wird die Anwendung von Hypnotherapie bei Posttraumatischer Belastungsstörung (PTB vom Typ 1) inhaltlich begründet. In der methodischen Darstellung der Behandlung werden zunächst hypnosetypische Aspekte beschrieben wie z.B. das Erleben einer „alternativen Wirklichkeit“ durch das ritualisierte Induzieren von hypnotischer Trance oder die Konstruktion der Figur eines „therapeutischen Tertiums“ als Symbolisierung von Ressourcen. Dann wird das auf Pierre Janet zurückgehende Phasenmodell der Behandlung traumatischer Störungen erläutert. Die einzelnen Schritte der Behandlung werden schließlich anhand zweier Fallbeispiele fortlaufend illustriert.

Pierre Janet

„Les Possessions“. Der Fall „Marie“ (1889) als frühes Beispiel einer „imaginativen Überschreibung“ unter Hypnose1)

Hypnose-ZHH 2018, 13(2), 81-88

„Marie“ ist der zweite Fall von Pierre Janet (1859-1947), in dem er ein Verfahren beschreibt, das heute – allerdings ohne Nutzung von Hypnose bzw. hypnotischer Altersregression – unter der Bezeichnung „imaginative Überschreibung“ („Imagery Rescripting“) in der Schematherapie mehr und mehr an Bedeutung gewinnt. Bei Janet hingegen ist die Induktion eines hypnotisch-somnambulen Zustandes zur Rebzw. Neu-Konstruktion des Traumas Selbstverständlichkeit (ähnlich wie im ersten Fall der „Lucie“2) oder in späteren Fällen wie z.B. dem der „Justine“3)). Diese Fallbeschreibung der „Marie“ ist eingebettet in den Abschnitt „IX: Die Besessenheit“ (Les Possessions) (S. 435-443) aus „Kapitel III: Verschiedene Formen der psychologischen Dissoziation“ (Désagrégation) seines Buches „Psychische Automatismen“ (L'Automatisme psychologique, 1889), in dem er seine Theorie der Entstehung von Symptomen darlegt, die sich von Sigmund Freuds Theorie unterscheidet: Freud geht von einem kohärenten Ich (-Bewusstsein) aus, von dem jene Anteile aktiv und unter Aufwendung von psychischer Energie „verdrängt“ werden, welche dort – z.B. wegen ihres traumatischen Charakters – keinen Platz finden können. Bei Janet hingegen entsteht das Ich aus der Synthese einzelner psychischer Elemente, welche durch die vorhandene (z.T. angeborene) psychische Kraft zusammen gefügt und gehalten (aggregiert) werden. Wenn diese Kraft nicht ausreicht und/oder wenn traumatische Einflüsse zu stark sind, kommt es zu einer „Désagrégation“, d.h. bestimmte Inhalte verlieren ihren Halt, „dissoziieren“ und führen so ein mehr oder weniger „automatisches“ weil vom Rest der Ich-Einheit isoliertes Dasein im Unterbewusstsein. „Marie“ hatte ab dem Alter von 13 einige traumatische Erfahrungen, welche Janet dadurch therapierte, dass er seine Patientin jeweils in die Zeit der Entstehung der Symptome zurückführte, ihr damaliges Bewusstsein in hypnotischer Trance durch neue Inhalte „substituierte“ und so ihr die Symptome produzierendes Erleben änderte. In der Diskussion vor und nach diesem Fallbericht macht Janet deutlich, dass solche Symptome bzw. unterbewussten „psychischen Automatismen“ leicht als Formen der Besessenheit (Possessions) gedeutet werden können. (B. Peter)

1)  Aus/from: Janet, P. (1889). L'Automatisme psychologique. Essai de psychologie expérimental sur les formes inférieures de l ́activité humaine (S. 435-443). Paris: Alcan.
2)  Janet, P. (1886). Les actes inconscients et le dédoublement de la personnalité pendant le somnambulisme provoqué. Revue Philosophique, 22(II), 577-592.
3)  Janet, P. (1894). Histoire d'une idée fixe. Revue Philosophique, 37(1), 121-168.

Katharina Tigges-Limmer, Yvonne Brocks, Yvonne Winkler, Martin Neufeld und Jan Gummert

Hypnotherapeutische Prophylaxe und Behandlung von psychischen Traumatisierungen in der Herzchirurgie

Hypnose-ZHH 2018, 13(2), 89-117

Der Aufenthalt in der Herzchirurgie kann für Patienten traumatisierende Situationen beinhalten. Die Herzoperation kann mit Lebensbedrohung, großer Todesangst, Schmerzen, invasiven Therapien, steter Unruhe und Hektik, einem hohen Geräuschpegel und Gerätealarme, einer fehlenden Intimsphäre, dem Gefühl der Hilflosigkeit und Abhängigkeit und der Trennung von Angehörigen verbunden sein und als Extrembelastung erlebt werden. Hypnotherapeutische Interventionen können sowohl zur Verhütung von Belastungsreaktionen als auch zur Behandlung von Belastungsstörungen eingesetzt werden. Zur Prophylaxe bieten sich spezifische Interventionen wie der Safe Place, die Hand-Anker-Technik zur Angstbewältigung vor HerzOperationen, die Utilisation des medizinischen Equipments und das Reframing von Wundschmerz und Geräuschpegel an. Bei der Behandlung von Belastungsstörungen kommen spezifische ideomotorische Signale, die Würdigung traumakompensatorischer Bemühungen, Dissoziation bei Überlastung, Schutzinterventionen bei Negativsuggestionen und Metaphern zum Tragen. Zur Prophylaxe von psychischen Traumafolgestörungen und der Verhütung von Retraumatisierungen oder Chronifizierungen bereits vorhandener Belastungsreaktionen erscheint dringend eine psychotherapeutische Mitversorgung mit hypnotherapeutischer Kompetenz von vulnerablen Patienten in herzchirurgischen Zentren indiziert.

Kai Fritzsche

Grenzerfahrungen, Grenzübergänge, überwundene Grenzen. Mit Ego-StateTherapie von der Dissoziation zur Integration.

Hypnose-ZHH 2018, 13(2), 119-139

Das Ziel der von Helen und John Watkins konzipierten Ego-State-Therapie besteht darin, Grenzen zu überwinden. In der Psychotherapie der komplexen Traumafolgestörungen machen wir zwangsläufig Grenzerfahrungen. Wir sind mit Grenzen konfrontiert. Wir stoßen nicht nur auf dissoziative Grenzen. Wir suchen Grenzübergänge. Wir bemühen uns um Verständigung, arbeiten an Durchlässigkeit, Kooperation und Koexistenz. Der Weg verläuft über Begegnungen. Begegnungen sind das Heilmittel der Ego-State-Therapie. Es geht um die Begegnung mit der inneren Person, also mit den inneren Anteilen eines Menschen. Es geht um die Begegnung mit dem Fremden, mit dem, das uns herausfordert, mit dem, das wir vermeiden, mit dem, zu dem wir den Kontakt verloren haben, mit dem, das uns Angst macht oder uns hilflos fühlen lässt. In der Ego-State-Therapie geht es ebenfalls um die Begegnung mit therapeutischen Ansätzen und die Überwindung von konzeptionellen Grenzen. Wir arbeiten mehrsprachig und sind permanent zusätzlich als Übersetzerinnen und Übersetzer tätig. Für dieses Spannungsfeld aus Integration und Integrität lassen sich eine Reihe gesellschaftlicher und politischer Beispiele der jüngeren deutschen Geschichte heranziehen, die in diesem Beitrag zur Veranschaulichung genutzt werden.

Miriam Gebhardt

Beschämendes Erbe. Die Vergewaltigungen der westlichen Alliierten nach Kriegsende in Deutschland

Hypnose-ZHH 2018, 13(2), 141-155

Das Ausmaß der sexuellen Gewaltausübung der westlichen Alliierten zum Ende des Zweiten Weltkrieges gegen deutsche Zivilistinnen und Zivilisten ist bis heute kaum bekannt. Die Betroffenen, deren Zahl in die Hunderttausende gehen dürfte, stießen demzufolge nie auf Anerkennung ihrer schrecklichen Erlebnisse. Die meisten schwiegen über ihr Schicksal, um nicht noch den Verdacht der Fraternisierung auf sich zu lenken. Die psychischen Langzeitfolgen holen manche von ihnen noch im hohen Alter ein, und auch ihre Kinder müssen mit der Hypothek der Massenvergewaltigung im Nachkrieg leben.

Ibrahim Özkan, Maria Ott, Alexander Strecker, Johanna Oppermann und Leonie Falke

Das Eigene und das Fremde in der transkulturellen Begegnung - Die Natürlichkeit der Befremdung

Hypnose-ZHH 2018, 13(2), 157-167

In der psychotherapeutischen Behandlung bringen sowohl Behandelnde als auch Klienten ihren individuellen kulturellen Hintergrund mit in die Begegnung ein. Hierbei neigen gerade auch behandelnde Personen dazu, sich mit Vorwissen zu “versorgen”, um der Unsicherheit, die beim Kontakt mit “dem Fremden” entsteht, entgegenzuwirken. Diese Unsicherheit ist normal und natürlich. Dieser Artikel appelliert daran, sich auf diese Unsicherheit einzulassen und Informationen betreffend des Gegenübers nicht im Vorwissen, sondern im Kontakt mit diesem zu suchen. Der vorliegende Artikel beschäftigt sich folglich mit transkultureller Begegnung im Kontext der Psychotherapie und die dadurch naturgemäß entstehende Befremdung und dem Umgang mit dieser.

Burkhard Peter, Eva Böbel, Maria Hagl, Mario Richterund Miguel Kazén

Unterschiede in den Persönlichkeitsstilen von psychotherapeutisch Tätigen in Deutschland, Österreich und der Schweiz in Abhängigkeit vom psychotherapeutischen Verfahren und der Verwendung von Hypnose

Hypnose-ZHH 2018, 13(2), 169-192

In einer 2015 durchgeführten Online-Erhebung machten 1027 psychotherapeutisch Tätige aus Deutschland, Österreich und der Schweiz Angaben zu ihrer Person und beruflichen Tätigkeit und beantworteten 56 Fragen der Kurzversion des Persönlichkeits-Stilund Störungsinventars (PSSI). In den Persönlichkeitsprofilen zeigten sich folgende Unterschiede: (1) Deutsche psychotherapeutisch Tätige sind weniger ahnungsvoll/schizotypisch als die in Österreich und der Schweiz; (2) ältere psychotherapeutisch Tätige, die überwiegend mit Psychoanalyse, mit anderen analytischen Verfahren oder mit Gesprächspsychotherapie arbeiten, sind im Vergleich zu den jüngeren, die überwiegend mit Verhaltenstherapie oder systemischer Therapie arbeiten, mehr zurückhaltend/schizoid, mehr ehrgeizig/narzisstisch und mehr ahnungs-voll/ schizotypisch; (3) psychoanalytisch Tätige sind mehr eigenwillig/paranoid als die mit Verhaltenstherapie Arbeitenden; (4) verhaltenstherapeutisch Tätige sind weniger ahnungs-voll/schizotypisch als mit Gesprächspsychotherapie oder „sonstigen Verfahren“ Arbeitende; (5) mit „sonstigen Verfahren“ Arbeitende sind mehr optimistisch/rhapsodisch als psychoanalytisch oder mit anderen analytischen Verfahren Arbeitende. (6) Jene, die auch Hypnose anwenden, sind weniger passiv/depressiv, aber mehr optimistisch/rhapsodisch. Die Ergebnisse widersprechen populärwissenschaftlichen Annahmen und zeigen die psychotherapeutisch Tätigen als gesunde und „gestandene“ Persönlichkeiten.

Maria Hagl

Studien zur Wirksamkeit von klinischer Hypnose und Hypnotherapie im Jahr 2017

Hypnose-ZHH 2018, 13(2), 193-209

Im Auftrag der M.E.G. erfolgt jährlich eine Literatursuche zu randomisierten kontrollierten Studien (randomized controlled trials; RCTs) und Meta-Analysen, die sich mit der Wirksamkeit von klinischer Hypnose und Hypnotherapie befassen. Für 2017 wurden zehn randomisierte Studien mit klinischen Stichproben gefunden, die den Einsatz von Hypnose mit einer Kontrollgruppe ohne Hypnose verglichen, dabei wurden in zwei Studien hypnotherapeutische und kognitivbehaviorale Elemente kombiniert. In vier weiteren RCTs wurde jeweils in beiden Studienarmen Hypnose eingesetzt, d. h., es ging um weiterführende Fragestellungen zur Darbietung (Selbsthypnose zu Hause vs. Hypnotherapie im Einzelsetting) oder zu den Inhalten hypnotherapeutischer Interventionen (gezielte symptomspezifische vs. unspezifische Suggestionen). Insgesamt überwogen wie in jedem Jahr somatische Indikationen, aber immerhin vier meta-analytische Auswertungen waren zu psychischen Problemen. Der Frauenanteil in den Stichproben überwog deutlich, größtenteils bedingt durch die Einschlussdiagnosen. Die meisten RCTs waren ausreichend detailliert berichtet, um die Relevanz der Ergebnisse einzuschätzen. Zum Einsatz von klinischer Hypnose wird also zunehmend geforscht, wenn auch immer noch zu wenig im Bereich psychischer Störungen. Aufgrund ihrer Praxisrelevanz werden zum Schluss ergänzend die Ergebnisse einer naturalistischen Längsschnittstudie im ambulanten Setting vorgestellt.

Rupert Reichart

„Die angenehme Reise kommt sicher zu einem guten Ergebnis.“ Operativer Eingriff für eine tiefe Hirnstimulation in Hypnose – ein Fallbericht

Hypnose-ZHH 2018, 13(2), 211-220

Es wird über eine tiefe Hirnstimulation in Hypnose berichtet. Der 73 jährige Patient litt an einem therapierefraktären essentiellen Tremor. Um optimale Bedingungen für eine intraoperative Austestung zu schaffen, wurde auf jegliche Sedierung verzichtet. Die mehr als fünfstündige hypnotische Begleitung mit zweimaliger Dehypnose ermöglichte eine reibungslose Operation und optimale Positionierung der Stimulationssonde.

Ernil Hansen und Nina Zech

„Ich mach mir mit dem Mixer einen Frucht-Cocktail.“ Ein Fallbericht – exemplarisch für hypnotische Kommunikation bei 106 Eingriffen zur Tiefen Hirnstimulation

Hypnose-ZHH 2018, 13(2), 221-229

Im Zentrum für Tiefe Hirnstimulation der Universitätsklinikum Regensburg wurden in den letzten 11 Jahren 106 Patienten für die neurochirurgische Anlage eines Hirnschrittmachers mittels hypnotischer Kommunikation begleitet. Das Vorgehen bei einer sog. „Wach-Kraniotomie“ wird am Beispiel eines 67-jährigen Parkinsonpatienten erläutert sowie an Hand der eigenen Publikationen diskutiert. Eine durch Nervenblockaden gewährleistete Schmerzfreiheit am Kopf ist die Grundlage des beschriebenen Vorgehens. Die Herausforderung besteht in der optimalen Bewältigung aller übrigen Belastungen, z.B. durch das Vermeiden von Negativsuggestionen, durch das Angebot räumlicher und zeitlicher Dissoziation des Erlebens (Imagination) und der Uminterpretation von störenden Geräuschen (z.B. Bohren im Schädelknochen) und Empfindungen, und durch die gemeinsame Entwicklung entspannender, stabilisierender und unterstützender Suggestionen. Essentiell ist der Aufbau einer vertrauensvollen therapeutischen Beziehung. Im Vordergrund stehen das Erleben und die Potentiale der Patienten. Patientenführung und Umfang der Interventionen richten sich nach dem Prinzip „So viel wie nötig, jedoch nicht mehr als nötig“, um Erfahrungen von Selbst-Kompetenz und -Wirksamkeit zu ermöglichen und zu fördern. Diese Prinzipien einer patientenzentrierten, hypnotischen Kommunikation sind gut vermittelbar, sowohl an ÄrztInnen ohne Hypnoseausbildung als auch von diesen an ihre PatientInnen. Dieser Umstand erweitert einerseits ihre Anwendbarkeit in der klinischen Routine und weckt andererseits großes, professionelles Interesse am therapeutischen Potential der Hypnose.

Hansjörg Ebell

Kommentar zu den Fallberichten

Hypnose-ZHH 2018, 13(2), 231-236

 

Alexander von Delhaes

Requisiten der Hypnose

Hypnose-ZHH 2018, 13(2), 237-255

Es werden 10 Apparaturen bzw. Instrumente beschrieben, die von 1784 bis ins 20. Jahrhundert hinein entwickelt und verkauft wurden, um die Wirkung des animalischen Magnetismus bzw. den Zustand der Hypnose herzustellen und zu vertiefen, z.T. auch um die Empfänglichkeit dafür zu testen.