Band 1, Doppelheft 1+2, Oktober 2006, 216 Seiten
der Zeitschrift Hypnose - Zeitschrift für Hypnose und Hypnotherapie (Hypnose-ZHH)
Inhaltsangabe
- Dirk Revenstorf, Universität Tübingen
Expertise zur Beurteilung der wissenschaftlichen Evidenz des Psychotherapieverfahrens Hypnotherapie - Wissenschaftlicher Beirat Psychotherapie
Gutachten nach § 11 PsychThG zur wissenschaftlichen Anerkennung der Hypnotherapie - Erich Flammer, Universität Konstanz
Die Wirksamkeit von Hypnotherapie bei Angststörungen
Abstracts & Download
Dirk Revenstorf, Universität Tübingen
Expertise zur Beurteilung der wissenschaftlichen Evidenz des Psychotherapieverfahrens Hypnotherapie
Hypnose-ZHH, 2006, 1(1+2), 7-164
Hypnotherapie wird als Therapiemethode mit einer Vielzahl an Behandlungstechniken dargestellt, die in verschiedenen psychologischen und neurobiologischen Bereichen theoretisch verankert ist. Die untersuchten Wirksamkeitsnachweise erstrecken sich auf psychische, psychosomatische und somatische Störungen mit Krankheitswert, sind aber auch für die Prophylaxe relevant. Hypnotherapie wird individuell in Gruppen und sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern und Jugendlichen eingesetzt. Bis 2001 wurden 160 empirische Originalstudien und Metaanalysen in Psychlit und Medline gefunden, darunter 60 kontrollierte Studien, die den methodischen Kriterien nach Chambless & Hollon (1998) genügen. Neben Technik, Theorie und Wirksamkeit werden Indikation und Diagnostik sowie Versorgungsrelevanz und die Ausbildungssituation in der Bundesrepublik Deutschland diskutiert.
Schlüsselwörter: Hypnotherapie, Theorie, Techniken, Wirksamkeit, Ausbildung, Überblick
Wissenschaftlicher Beirat Psychotherapie
Gutachten nach § 11 PsychThG zur wissenschaftlichen Anerkennung der Hypnotherapie
Hypnose-ZHH, 2006, 1(1+2), 165-172
Der Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie nach § 11 PsychThG (WBP) überprüfte die Wirksamkeitsnachweise für definierte Anwendungsbereiche und hat am 27. März 2006 die wissenschaftliche Anerkennung der Hypnotherapie für die folgenden beiden Anwendungsbereiche festgestellt:
- Psychische und soziale Faktoren bei somatischen Erkrankungen (F 54 nach ICD-10).
- Abhängigkeiten und Missbrauch (F 1, F 55 nach ICD-10) (Belege liegen lediglich für Raucherentwöhnung und Methadonentzug vor).
Schlüsselwörter: wissenschaftliche Anerkennung von Hypnotherapie
Erich Flammer, Universität Konstanz
Die Wirksamkeit von Hypnotherapie bei Angststörungen
Hypnose-ZHH, 2006, 1(1+2), 173-198
Ziel: Zur Bewertung der Wirksamkeit von Hypnotherapie bei Angststörungen, wurde eine Metaanalyse für 18 randomisierte kontrollierte klinische Studien (N = 732) durchgeführt. Abgedeckte Störungsbilder waren Phobien, generalisierte Angststörung und Angst n.n.b.
Methode: Als Effektstärken (ES) dienten standardisierte Mittelwertsdifferenzen.
Ergebnis: Für Prä-post Vergleiche ergab sich eine mittlere Wirksamkeit (ES = .72349). Relativ zu einer Wartekontrollgruppe zeigte sich eine hohe Effektivität (ES = 1.015428), wobei Hypnose bei Phobien (ES = 1.23128) und in der Behandlung von Kindern/Adoleszenten (ES = 1.35061) besonders wirksam ist. Von Patienten, die mit Hypnose behandelt wurden, erfuhren 73.56% eine Besserung ihrer Symptomatik, im Gegensatz zu 26.45% der Patienten in einer Wartekontrollbedingung. Die Anzahl an Therapiesitzungen hatte keinen signifikanten Einfluss auf das Behandlungsergebnis. Hypnotherapie erwies sich gegenüber Aufmerksamkeit-Placebo als überlegen (ES = .66401). Im direkten Wirksamkeitsvergleich zu Verhaltenstherapie ergab sich kein signifikanter Unterschied.
Schlussfolgerung: Damit kann Hypnotherapie als wirksames bis hochwirksames Verfahren bei bestimmten Angststörungen gelten und zeigt sich im direkten Vergleich mit Verhaltenstherapie als genauso effektiv.
Schlüsselwörter: Hypnotherapie, Angststörungen, Wirksamkeit, Metaanalyse